Grandioses Programm und gute Laune beim TSV
Ausverkaufte 12. Longebrigger Prunksitzung
Noch vor geraumer Zeit wäre es undenkbar gewesen. Schunkelrunden, gemeinsames Singen und fröhlich sein. Während es den einen bei dem Gedanken graust, fehlte dem anderen ein Stück Lebensqualität. Am vergangenen Samstag herrschte beim Publikum, das durchweg fantasievoll und bunt maskiert und bester Laune schon zur Einlasszeit in die Kraichgauhalle strömte kein Zweifel darüber, dass letzteres der Fall war. „Endlich wieder Fastnacht, endlich wieder feiern“, stand in die strahlenden Gesichter geschrieben. Der TSV hatte nach schmerzhafter Abstinenz zur 12. Longerbrigger Prunksitzung geladen und Sitzungspräsident Abilio Coelho-Schäfer konnte schon nach dem Einmarsch eine bebende Halle begrüßen.
Funkenmariechen Larissa Heißler von der Kronauer Karnevalsgesellschaft wirbelte wie eh und je mit dieser akrobatischen Leichtigkeit über die Bühne mit der die Sportwissenschaftlerin auch die Bürger zu der Aktion Bewegung zum Mitmachen animiert. Auch die Kinder der von ihr mittrainierte Mobärgarde zeigten ihr ganzes Können bei mitreisenden irischen Klängen. Die Mädels von der Showtanzgruppe der KroKaGe zauberten bei ihrem orientalischen Tanztheater einen badischen Rosenkavalier aus Aladdins Wunderlampe und es wurden zahlreiche von Thomas Endress intonierte Raketen gezündet.
Für die ebenfalls so wichtige Technik und tolles Raumambiente zeigte sich Sebastian Schäfer verantwortlich.
Direkt in das Pariser Moulin Rouge versetzen die Walldörfer Störche mit ihre tollen Kostümen und fetziger Can-Can- Choreo.
Aus dem Präsidium der Nachbargemeinde war Ehrenpräsident Alois Fuchs mit Kollegen wie Rudolf Dickgießer anwesend und klagte eindrücklich sein Leid, über Frauen die zu lange im Bad brauchen. Volles Verständnis konnte er von den zahlreichen Ehemännern erwarten, die nach einer Abfrage Abos in der eindeutigen Überzahl waren und wessen Klamotten sind nach Corona nicht zu eng geworden?
Sehnlichst erwartet, wurde bereits die ortsbekannte Expertin Chantal, alias TSV-Vorstand Ralf Patig, die stets Neuigkeiten aus dem Rathaus mitbringt. Im anmutigen roten Kleid und ganz eigenen Singsang-Vortragsweise nahm sie dem Publikum erst einmal die Angst vor der Energiekrise. Denn Guido Woll versicherte, dass der Strom aus der Steckdos kommt. Ihre Nöte hatte sie allerdings, wenn die Blase in der Nähe der Kraichgauhalle drückt. „Oh Luk, oh luk, oh luk, ich konnt net piesle, des Klo war noch kaputt“. In vier Johr reise annere Stadie ab und hawe e annres druf gemauert“, gab er dem vor Lachen brüllenden Publikum zum Besten. Natürlich thematisierte er auch den Erdhaushub, der sich unter der Lup‘, als aus einer Baugrub‘ entpuppte und dreimal schwarzer Kater wieder verschwand und dem Rathaustisch, der mit Corona so infiziert, dass er abmontiert und isoliert werden musste. Bevor er sich mit Schwester Jaqueline alias Mario Poser den Liebesnöten mit Abilio Coelho „Bindestrich“ Schäfer widmete.
Das so aufgeheizte Publikum gab sich in der Pause einer nicht enden wollenden Polonäse hin, in der auch Bürgermeister Klaus Detlev Huge nebst Frau Anita als Mönch und Nonne und Innenminister a.D. Heribert Rech mit „Endlich Rentner“-Schärpe zu finden waren. Mit einer Kette „Abgeführt“ wurde er von seiner Begleiterin mit historischem Polizeihelm.
Doch der nächste Höhepunkt stand schon mit dem TSV-Männerballett im Programm. Die von Denise Häfner trainierten Mannen nahmen mit bunten Staubwedeln bewaffnet und in Kittelschürze „Das bisschen Haushalt“ ins Visier, um danach in aufreizender Zimmermädchenmontur in die Vollen zu gehen. Viel Spaß hatte auch Nachwuchstänzer Elias Coelho im Spektakel, das das begeisterte Publikum auf die Bänke brachte und die Halle zum Beben.
Fräulein Charly Schneider aus Rheinsheim hatte hingegen, dem demografischen Wandel entsprechend, die Nöte betagter Damen im Blick. Eine umfassende Diagnose stellte sie beim Wasserlassen im Garten und auch das Sexleben im Alter ließ kein Auge trocken. „MMS“ – Manchmal Möcht ich schon.
Die Damen des TSV ließen sich von den Männern nicht in den Schatten stellen und brachten mitreißend den Spion mit der Lizenz zum Töten auf die Bühne. Sogar einen Amor zauberten sie auf die Bühne und wurden erst nach den entsprechenden Zugaben entlassen.
Wer durch Schunkelrunden bei Frau Schmidt nicht ausgelastet war, der konnte endlich die Energie auf das Parkett bringen. Die Band Happy Hour hatte mit „Skandal im Sperrbezirk“ gleich das richtige Programm dabei und bewies eindrucksvoll, dass die Hits der 60er Jahr, Rock’n’Roll und Twist noch bestens als Partykracher dienen und Marina einer Leyla absolut Konkurrenz machen kann. Der Hüftschwung von Jens Heidelberger tat sein Übriges.
Wer dies allerdings schon für den Kehraus hielt und vielleicht sogar schon ging, lag falsch. Denn mit Hildegard Greiselwiedich war zu später Stunde noch eine der Lichtgestalten der überregionalen Fastnacht eingetroffen. Wenn bei ihr der beige Faltenrock fliegt und das wohlbekannte „Attacke“ erklingt, dann gibt es kein Halten mehr. Unnötig zu erwähnen, dass auch eine Pandemie ihr nicht die Hoffnung nehmen konnte, den Mann ihres Lebens zu finden. Wenn auch vielleicht nicht in Longebrigge, wo die Zahl ungebundener Mannsbilder ja limitiert war. Helga Kowohl, wie sie im zivilen Leben heißt, brachte als Verwandlungskünstlerin mit Sangeskünsten den Saal noch einmal so richtig zum Brodeln und läutet die noch lange Partynacht ein.
Der Anfang ist gemacht, und jetzt ist sie da die Fassenacht. Mit Rathaussturm, Nachtumzug und Stroßefastnacht kann die 5. Jahreszeit nun in die Vollen gehen, bevor dann am Faschingsdienstag die Schmlumpel brennt. Darauf ein dreifaches donnerndes Helau.
Mit Genehmigung von Nussbaummedien – Verfasser und Bilder Claudia Maciejewski