Prunksitzung des TSV bot über vier Stunden beste Unterhaltung und Frohsinn

Fastnacht in Langenbrücken

(cm). Die fünfte Jahreszeit beginnt und zum Einstimmen auf die Kampagne strömen die Narren in die Hallen der Gemeinden um sich auf den großen Prunksitzungen der Karnevalsgesellschaften beim Schunkeln, Lachen und anschließendem Feiern in Stimmung bringen zu lassen. In Langenbrücken übernimmt diesen Part jedes Jahr der TSV, der mit großem Aufwand und Energie, auch am vergangenen Samstag das Publikum mit einem rund vierstündigen Programm begeisterte.

„Alles wird onnerschd“, begrüßte Sitzungspräsident „Abo“ Coelho-Schäfer die närrische Schar und spielte auf die falsche Rede zur Generalversammlung an, die sich unter die Papiere gemischt hatte. Kai Spielvogel, der selbst an seinem Geburtstag wieder das Mädchen für alles war, während Vater Dieter und Fabian Kundl für die perfekte Beleuchtung und den Ton zuständig waren, ging es mit einer schmissigen Tanzeinlage des Funkenmariechens der Kronauer Karnevalsgesellschaft Leni Eder los. Akrobatisch wirbelte sie über die Bühne und leitete damit zu den Zweien von der Renzbach, Holger und Benni Stroh, über. „Ich war als Mann im Körper einer Frau gefangen, unn bin dann uff die Welt kumme“, hatte der Papa die Lacher auf seiner Seite und war damit gleich beim Thema, denn es ging darum, den Sohnemann aufzuklären. Dieser hatte jedoch, knochentrocken ohne eine Miene zu verziehen, immer die richtige Antwort parat.

Die Longebrigger Kiddz, trainiert von Sonja und Laura Franzke-Dammert, legten mit der Ghostbuster-Choreographie, den tollen Kostümen und den Lichteffekten, eine richtig klasse Bühnenshow hin. Allein die Schlussformation war richtige Akrobatik.

Nach der verdienten Rakete war dann schon gleich wieder Showtime, denn die „Flashdancers“ der Walldorfer Störche, die auch ihren Präsidenten unter den Zuschauern wussten, zeigten, wie das Wetter verrücktspielen kann oder sprachen tänzerisch vielen mit dem „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ aus der Seele.

Jeder aus „Chantals“ Familie war schon da, nur Feuerwehr Karls Frau noch nicht. Jetzt stand sie unwiderstehlich in Babyrosa auf der Bühne, ihres Zeichens Toilettenfrau im Mingolsheimer Rathaus. Da wusste sie alias Ralf Patig genau zu berichten, was das für herbe Düfte gibt, wenn der Gemeinderat ungarisch scharf isst oder gar Sauerkraut, und dass die Kabinen je nach Parteizugehörigkeit farbig unterlegt sind.

Nach vielen „Owauwauwauwau“ und Lachsalven ließ dann die Juniorengarde der Walldorfer Störche adrett in Uniform die Beine fliegen.

Direkt nach Indien ging die Reise, genauer gesagt nach 1000 und eine Nacht. Das TSV-Männerballett hatte sich Aladins Werben um Jasmin zum Thema gemacht und beeindruckte durch eine Tanzeinlage, die einen schwindlig werden ließ. Sogar Hebefiguren hatte die inzwischen auf Wettbewerben preisgekrönte Truppe unter der Leitung von Verena Grass eingeübt. Das bringt dann schon einmal einen Saal zum Beben.

Sandra Gratz im Hochzeitskleid hatte gar ganze 25 Ehejahre mitgebracht. Das war dann auch nicht nur die Wonne, denn da gab es nicht nur Sonne. „Kummt sie hom, steht da noch der Frühstückskrom“. Wenn man da so hörte, wie es der Gatte an jeglicher Sensibilität fehlen ließ und sogar nach dem Köpfen des Frühstückseis „guckt zu, als wollte er sagen, die nächscht bischt Du“ spricht es für die Ehefrau, wenn sie nach so viel Pein sagen kann, dass sie – und das ist des Pudels Kern, den Kerl immer noch hat gern.

Die Feuersteins hatten das Kronauer Hofballett ausgewählt und zogen mit tollen Kostümen und einer aufwändigen Show alle Register. Das war professioneller Tanz vom Feinsten und wurde vom Publikum entsprechend honoriert.

Die Lacher ganz auf seiner Seite hatte Charly Schneider aus Rheinsheim, der völlig überzeugend das selbstbewusste Fräulein Schneider gab. Im hohen Alter von 90 Jahren ging sie im Rathaus ein und aus und scheute sich nicht, den Bürgermeister und Gemeinderat zum Essen zu besuchen. Die von Frau Huge kredenzte Pastete bestand aus Hase und Pferd und das im Verhältnis fifty, fifty, ein Haas und ein Gaul. Köstlich ihre Ausführungen, wie ein Klassentreffen im immer gleichen Lokal stattfindet, nur sich über die Jahrzehnte die großen Portionen zum Seniorenteller bis zur Barrierefreiheit ändern. Schlussendlich geht man hin, weil man da noch nie war. Alles unter dem Motto „Hauptsach g’sund“.

Nachdem „er“ mit vielen Raketen entlassen wurde, kam dann das große Guggenabschlusskonzert. Und dies leider im wahrsten Sinne des Wortes, denn die ca. 40 Mann starken „Schlabbekicker“ unter der Leitung von Bertold Stark beenden ihre 15-jährige Erfolgsgeschichte mit dieser Kampagne. Doch jetzt wurden nochmal alle Register gezogen und von ABBA bis Udo Jürgens der Saal auf die Stühle gebracht. Nach den verdienten Standing Ovations ging es dann nahtlos zur Party über, die bis in die frühen Morgenstunden dauerte. „Hoffentlich wird näschtes Johr net wirklisch alles onnerscht“, kann man da nur hoffen, denn das war spitze, Heribert Rech hatte jedenfalls das richtige Motto auf dem Rücken stehen: „Mach Longebrigge great again“.

Bericht und Bilder von (cm)